Leseprobe

    Antigenesis

    Siebenter Tag:
    Am Anfang jener Zeit
    hatte der Mensch
    die höchste Vollendung
    zu denken, zu erkennen,
    zum Leben zu führen
    endgültig erreicht.

    Die ihm untertane Erde
    hielt den Atem an. –

    Doch er nützte den Tag nicht,
    den letzten, der ihm
    gegeben war.
    Nichts wirklich Böses
    geschah: nur kindlich
    löste er die Vernichtung aus,
    einfach, weil sie möglich war.

    Sechster Tag:
    Da verschwand jedes
    menschliche Leben.
    Viele verglühten
    ahnungslos sofort,
    beneidet von allen,
    die einen schleichenden Tod
    nach ihnen starben.
     

    Fünfter Tag:
    Hier und da
    rührte sich noch
    zählebiges Getier,
    aus Felsen und Höhlen
    schwerfällig kriechend,
    zerfetzte Haut nachschleifend
    und verendend in Qualen.
    Zuletzt noch schleppten
    Käfer mit Taumeln
    ihren Chitinpanzer
    über die Asche.
    Ihr Tod dauerte lang ...

    (Auszug aus dem Gedicht „Antigenesis. Das Gedicht spiegelt das Lebensgefühl vieler Menschen in der Mitte der Achtziger Jahre wider, als das allgemeine Wettrüsten und die nun deutlich sichtbare Zerstörung der Umwelt viele zu „Rufern in der Wüste machte.)

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